Dubiose Millionengewinne bei ODDSET in Sachsen-Anhalt

Ein echter Krimi spielt sich bei der Lotto-Sportwette ODDSET in Sachsen-Anhalt ab. Aufgrund von fragwürdigen Einsätzen einer vierköpfigen Spielergruppe in Zerbst (eine Stadt südöstlich von Magdeburg) wird nun sogar debatiert, Sportwetten in Sachsen-Anhalt zu verbieten. Was ist passiert?
Was passierte an Zerbster Annahmestelle?
Im Jahr 2017 und 2018 floßen große Beträge über die Lotto-Annahmestelle von Marie Hebnarova. Die Volksstimme berichtet über insgesamt 3 Millionen Euro, die an ihrer Lottoannahmestelle in ODDSET verspielt wurden. Das macht rund ein Drittel aller Oddset-Einsätze in ganz Sachsen-Anhalt aus. Außerdem verdächtig: lediglich vier Großspieler aus dieser Umgebung verursachten diesen enormen Umsatz. Darunter auch die Annahmestellen-Betreiberin selbst:
Ganz oben steht Marie H.: Damals selbst Lottoverkäuferin in Zerbst, spielte sie 2018 bis September 2491 Sportwettscheine. Einsatz: 1.108.001 Euro. Brutto-Gewinn: 1.279.740 Euro und 47 Cent. Bleiben unterm Strich immerhin 171.739 Euro für die Haushaltskasse. Mit diesem Einsatz gebührt ihr die deutsche Wettkrone: Niemand in der ganzen Bundesrepublik brachte es 2018 bei Oddset auf mehr Einsatz als sie. (Volksstimme.de)
Ob sie überhaupt selbst spielen durfte, ist umstritten. Eigentlich dürfen Lotto-Annahmestellenbetrieber nicht an ihrer eigenen Annahmestelle spielen. Dies hat einen einfachen Grund: der Betreiber hat die Aufgabe, den Spielerschutz zu bewachen. Wenn man selbst Verkäufer und Kunde ist, klappt dies natürlich nicht. Mittlerweile führt Frau Hebnarova diese Annahmestelle nicht mehr.
49% aller ODDSET-Gewinne floßen nach Zerbst
Insgesamt war das Tipper-Quartett recht erfolgreich. Mit den rund drei Millionen Euro Spieleinsatz wurden insgesamt 300.000 Euro Gewinn erzielt. Damit floßen 2018 fast die Hälfte aller landesweiten ODDSET-Gewinne nach Zerbst.
Verdacht auf Geldwäsche
Solche hohen Summen werfen natürlich Fragen auf: woher hatte die Dame und ihre Mitspieler das Geld? Der Verdacht, dass hier illegale Gelder gewaschen wurden, ist groß. Außerdem stellt sich auch die Frage, ob die drei Mitspieler vielleicht nur Strohmänner und -Frauen waren, um die Einsatzlimits bei ODDSET zu umgehen. Möglicherweise konnten die Spieler durch ihre hohen Einsätze auch die Quoten beeinflussen und damit andere Spieler schaden.
Lotto betreibt nur langsam Aufklärung
Warum dieser Fall erst so spät an die Öffentlichkeit gerät, ist unklar. Anscheinend profitierten Verantwortliche von Lotto Sachsen-Anhalt an dem merkwürdigen Treiben gut mit. 2018 legte das Geldwäsche-Überprüfungsunternehmen SIZ aus Bonn einen ausfürlichen Bericht vor, den die Lottochefs lange für sich behielten oder gar bestritten, diesen zu besitzen. Seit 2019 versucht nun der Landtag mit einem Untersuchungsausschluss, diese Unregelmäßigkeiten aufzuklären. Möglicherweise ist der Fall doch nur das Phänomen einer spielsüchtigen Dame. Oder steckte doch mafiöse Energie dahinter? Der Politik in Sachsen-Anhalt wird es jedenfalls zu heikel.
Verbot von Sportwetten in Sachsen-Anhalt?
Die SPD prescht nun mit einer Verbotsforderung nach vorne. Weder privat noch staatlich soll es Sportwetten geben. Die Grünen unterstützen die Abschaffung von ODDSET, lediglich die CDU spricht sich gegen Verbote aus. So sagt Finanzpolitiker Guido Heuer (CDU): „Das Problem ist nicht das Spielsystem Oddset, sondern die mangelnde Kontrolle der Verantwortlichen“